Urbane Gewässer unter Denkmalschutz? – Prof. Antje Stokman im Interview

In urbanen Räumen besteht der Großteil der Gewässer aus künstlich geschaffenen Wasserflächen – diese können aufgrund des folglich fehlenden natürlichen Referenzzustandes nicht renaturiert, sondern lediglich ökologisch aufgewertet werden. Doch wie lässt sich diese Herausforderung in der Praxis bewältigen, vor allem in Hinblick auf Nutzungskonflikte? Diese Frage stand im Zentrum des Interviews am 18.10.2024 mit Prof. Antje Stokman von der Hafen-City-Universität Hamburg. Sie schilderte uns von ihren Erfahrungen in der Landschaftsarchitektur im Kontext von urbanen Gewässern.

Ein zentrales Thema im Gespräch war die „Phase 0“ – eine dialogorientierte Planungsphase, die noch vor der eigentlichen Planung des Vorhabens beginnt. Hierbei geht es darum, die beteiligten Akteur*innen ausfindig zu machen und im weiteren die Interessen aller beteiligten Akteur*innen abzustimmen und ein gemeinsames Ziel zu definieren. Gerade an Gewässern gibt es häufig unterschiedliche Ansprüche, etwa zwischen Naturschutz, Stadtentwicklung oder Freizeitnutzung. Oft führen diese Differenzen zu festgefahrenen Konflikten, in denen keine Seite vorankommt.

Ein weiteres Problem ist die Vielzahl der beteiligten Akteur*innen insbesondere bei städtischen Gewässern. Neben Vereinen, Verbänden sowie Privatnutzer*innen sind eine Vielzahl an Behörden, wie etwa die Stadtentwicklungsbehörde, die Wasserwirtschaftsbehörde oder die Denkmalschutzbehörde, involviert. Oft fehlt eine klare Zuständigkeit, was die Zusammenarbeit erschwert. Prof. Stokman betonte, dass frühzeitige Kooperationen und Akteursanalysen notwendig seien, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen und Nutzungskonflikte zu vermeiden.

Abschließend wurde auf die steigende Nutzung städtischer Gewässer durch die Bevölkerung eingegangen, die durch Hitze und zunehmende Freizeitbedürfnisse weiter zunehmen wird. Hier sei es besonders wichtig, ökologische Belange und den Schutz sensibler Ökosysteme in die Stadtplanung zu integrieren – eine Herausforderung, die in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Antje Stokman für ihre Zeit und das interessante Gespräch.