Am 11. September hatten wir die Möglichkeit, den Diplom-Biologen und Naturschützer Jürgen Christiansen zu interviewen. Er leitet die Biologische Station Haseniederung und das Naturschutz- und Bildungszentrum (nbz) am Alfsee in Niedersachsen, ist dort schon Jahrzehnte aktiv und kennt sich somit bestens im Bereich Gewässerschutz aus.
Am Beispiel des dortigen Naturschutzgebiets „Hochwasserrückhaltebecken Alfhausen-Rieste“ zeigt er uns auf, wie die Realität eines Schutzgebietes aussieht: Der künstlich errichtete See ist dem Hochwasserschutz gewidmet. Das ist unumstritten und auch die Einrichtung des Naturschutzgebietes ist nun einige Jahre her. Allerdings gibt es neben dem Ziel des Vogel- und Naturschutzes noch viele andere Interessenparteien am See, wie beispielsweise den Tourismus, Angelnde, den Wassersport und nicht zu vergessen die Landwirtschaft. Da kann es schon mal zu Konflikten kommen. Seien es die Hütehunde an den Seeufern oder ein Heißluftballon, der zu tief über die Wasseroberfläche schwebt. Laut Christiansen sei aber bisher fast jedes Problem durch Kommunikation gelöst und für alle Parteien zufriedenstellend geklärt worden.
Potential zum Ausbau des Naturschutzes gibt es aber immer noch: Neben Kameras, die einen Adlerhorst „bewachen“, soll es auch bald ein*e Ranger*in geben, die/der sich im Gebiet auskennt und die Einhaltung der Regeln kontrollieren soll. Herr Christiansen erzählte uns, dass viele Störungen um den See herum auch durch mangelndes Wissen und Interesse an Naturschutz geschehe. Da die geltenden Regeln dann weniger beachtet oder sogar unbekannt sind. Unter anderem diesen Aspekt möchte das im September neu eröffnete NBZ ändern und hat sich die Umweltbildung als eines der obersten Ziele gesetzt. Und das sowohl für Tourist*innen als auch für Anwohner*innen, denn die Akzeptanz in der Bevölkerung rund um ein Naturschutzgebiet ist eine wichtige Voraussetzung.
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass die Umsetzung des Naturschutzes am Alfsee gut funktioniert, aber auch hier machen die Auswirkungen des Klimawandels nicht Halt. Natürlich vorkommende Schwankungen in der Schichtung des Sees oder zu viele Nährstoffe haben durch längere trockene, heiße Wetterphasen extremere Auswirkungen. So kam es zum Beispiel im Jahr 2018 im Alfsee-Hauptbecken zu einem massiven Blaualgen-Wachstum. Das daraus folgende Absterben und die Verarbeitung der Organismen von der Alge bis zum Vogel oder Fisch benötigt viel Sauerstoff. Das führt zu einem Mangel an Nährstoffen im Wasser und fehlt wiederum den anderen Organismen.
Das Gespräch mit Herrn Christiansen war für uns eine große Bereicherung und wir danken ihm nochmals herzlich für die Zeit und sein Engagement!